Februar-Wunsch

Ein Blind-Date mit einem älteren Mann?

Mona schüttelt noch einmal Ihren Kopf. Ihre mittellangen, roten Haare wehen ihr bei eisigem Februarwind noch einmal ins Gesicht, bevor Sie die Lobby des Hotels betritt.

Bis vor wenigen Wochen war Ihr Leben in der für Sie geregelten Bahn gelaufen, und nun?

Februar-Wunsch

Eine Internet-Bekanntschaft, eigentlich ganz harmlos und für Ihr Alter nichts unübliches. Wenn Sie doch nicht nur verheiratet wäre und Kinder hätte.

Zugegeben nicht gerade aus einem Dating-Portal der harmloseren Art. Nein, hier tummeln sich deutlich mehr Männer auf der Suche nach dem schnellen Flirt und Fick herum, als bei den sogenannten seriösen Kontaktvermittlungen.

Ein Portal, das vor Lust und Liebe strotzt, Pornos als Videoclips darbietet und ein grenzenloses Surfvergnügen mit über 4 Millionen Mitgliedern weltweit bietet, aber auch sehr anonym ist.

Der Zufall wollte es, dass sie über genau diese Möglichkeit gestolpert war, sich der Welt kund zu tun. Hier konnte man ganz so sein, wie man es schon immer wollte. Ein Nickname war schnell gefunden, ein paar heimliche Bilder, von denen Ihr Mann nichts mitbekommen würde waren schnell geschossen. Im Zeitalter der digitalen Medien konnte die Kamera in Sekunden etwas ablichten und auch genauso schnell etwas durch Löschen verbergen.

Vorbei die Zeiten, in denen man erst Bilderausdrucke beim Fotogeschäft nebenan abholen musste. Damals hätte sie sich so etwas niemals getraut. Sie hatte sich für einige harmlose Fotoshoots entschieden. Oberweite! Darauf stehen Männer! Schön verpackt in einem BH!.

Sie hatte Ihren Wäscheschrank geöffnet, einige Modelle herausgeholt und die Oberweite Ihres großen Busens als Dekollete fotografiert.

Februar-Wunsch

Mehr wollte sie nicht zeigen, schließlich durfte niemand durch Zufall auf Ihr Profil stoßen. Wie hätte Sie ihrem Mann auch nur erklären sollen, was sie spätabends dort noch im Internet sucht.

Die Lobby war nicht sehr groß, eine nette kleine Dame stand hinter dem Empfangstresen und lächelte sie an. Dies war kein Stundenhotel, zu so etwas würde sie sich niemals hergeben. Das Ambiente des Hotels war gediegen, sicherlich eine beliebte Bleibe für Geschäftsreisende.

Hier stand sie nun, nahm ihren ganzen Mut zusammen und fragte nach dem Gast aus Zimmer 125. Ein wenig stieg ihr das Blut in den Kopf. Was sollte die gute Dame hinterm Tresen von ihr denken. Schon wieder so ein billiges Flittchen, das sich der gut situierte Herr von Zimmer 125 wöchentlich in sein Zimmer holt? Die Antwort überraschte sie: „Guten Tag Frau Müller, Ihr Gatte erwartet Sie schon.

Wünschen Sie Kaffe oder Tee?“

Damit hatte Mona nicht gerechnet. Perplex und ein wenig unsicher bedankte sie sich, bestellet einen Kaffee und ging zum Fahrstuhl. „Zimmer 125 muss im 1. Stock liegen, das ist immer so.“ flüsterte sie sich zu.

Sie betätigte den Fahrstuhlknopf und begann sich wieder etwas zu fangen.

Mona schreibt für Ihr Leben gern. Keine Thriller, dafür aber knisternde Erotik. Eigentlich ist es schon mehr Pornographie, dachte sie sich damals, als sie den Account im Internet anlegte und ihre ersten Geschichten der Männerwelt zeigen wollte. Mit der Resonanz hatte sie aber nicht gerechnet.

Vermutlich haben alle 4 Millionen Männer hier einen Auto-Mailer, der sie benachrichtigt, wenn neues Freiwild auftaucht. Zu viele Zuschriften, lüstern, eklig und fordernd gingen in den ersten Tagen ein. Freundschaftsanfragen über Freundschaftsanfragen musste sie blocken, wollte sie doch nicht zum Nummergirl der hier Versammelten werden.

Er war so anders. Älter als sie, allerdings mit einem für Männer typischen Avatarbild.

„Warum Typen nur immer ihre Schwänze vorschieben müssen“ dachte sie sich. „Na ja, zumindest hat er sich beim Foto beherrscht.“ ging es ihr durch den Kopf. In der Sauna im Nachbarort, in die sie ab und an ging, war so ein Anblick normal und nicht anstößig. „Lass die Jungs doch, wenn sie glauben, so etwas zu bewegen.“ war ihre Meinung zu den Kraftprotzenn dieser Republik.

„Wow …

Deine Oberweite … Hat es mir angetan. Würde gerne mit dir etwas chatten.“ war sein erste PM. „Noch so ein Honk“ dachte sie, aber er fiel zumindest nicht mit der Tür ins Haus, so wie die meisten im Portal.

Aber einmal ehrlich, was sollen die Männer da draussen denn sonst schreiben, wenn man sie mit Brüsten als Werbebild einlädt?

Der erste Satz hatte sie davon abgehalten, diesen Typen zu blocken. Sie wollte mehr von ihm erfahren.

Erster Stock, die Fahrstuhltür öffnete sich. Mona trat aus dem Aufzug in den Flur. Ein Sc***d an der Wand deutete, dass Zimmer 125 auf der linken Gangseite liegen muss.

Leise schloss sich die Aufzugstür und Mona wurde jetzt weich in den Knien. Das war ihr seit ihrer Jugend nicht mehr passiert. Herzklopfen, ein hoher Pulsschlag, Adrenalin im ganzen Körper ..

„Zimmer 119, 121, 123 …“ flüsterte sie sich zu. „Zwei Zimmer noch“ dachte sie sich und blieb stehen.

Ihr Blick ging zurück zum Aufzug. Sie konnte noch umdrehen, sie könnte noch schreiben, es wäre etwas dazwischen gekommen … nein, sie wollte es!

Der erste Chat war sehr knisternd. Er war alleine mit ihr im Chatroom, kümmerte sich nur um sie, wollte etwas von ihr erfahren, schmeichelte und … ging mit einem nichtssagenden Abschied zu Bett und schloss das Gespräch ab. „Wieso keine Freundschaftsanfrage?“ fragte sie sich.

„Gibt’s doch nicht!“ Mona war ein wenig aus der Fassung, waren es doch meist die Männer, die baggernd Freundschaften via Klick anboten, nur um eine ordentliche Freundschaftsliste zu bekommen. Dieser Mann muss anders sein. „So nicht, mein Bürschchen“, sagte sie sich, klickte auf das Kästchen mit dem ‚Invite to friends‘, und wollte abwarten was passiert.

Tom saß in seinem Hotelzimmer und tippte nervös mit seinen Fingern auf dem Tisch. „Ein Date mit einer Internetbekanntschaft“ dachte er für sich.

„Was hat mich denn da geritten?“ In der ganzen zeit, in der er sich mit Mona im Chat traf hätte er die Notbremse ziehen können. Aber wollte er das wirklich?

(to be continued …)


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